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KRITIK - WEGGESPERRT - KINDERKURIER ANGST ERZEUGT VERRAT & UNTERDRÜCKUNG, DOCH WIDERSTAND IST MÖGLICH |
KRITIK - IN EINEM LAND OHNE Kijuku
Mit Humor gegen (Selbst-)Isolation
Jugendliche von „Das SchauSpielWerk“ zeigen „In einem Land ohne“ im Wiener WuK (Werkstätten- und Kulturhaus).
Ungewöhnlich präsentiert sich schon die Bühne der jüngsten Produktion des SchausSpielWerks jugendlicher Darsteller*innen: Zweistöckig sind „In einem Land ohne“ Rollos zu sehen – dahinter die Schatten der Schauspieler*innen. Eine der Rollos ist breiter und rot – zu vermuten, dass es sich um das Fenster der Bundeskanzlerin handelt. Sie und die Titel einiger Ministerinnen stehen auf dem Programmzettel.
Und die Info, dass sich das rund 1 ½-stündige Stück um „Einsamkeit, Isolation und Entmenschlichung“ dreht und „von den Schwierigkeiten des Lebens in einer Ausnahmesituation, in der selbst eine Umarmung, in der selbst eine kurze Berührung der Haut schon zur Panik führt“ erzählt.
Wir alle wissen, worauf dies anspielt. Das C-Wort fällt nicht. Beschränken sich die genannten Phänomene vielleicht ja gar nicht nur auf die Phase der Pandemie?
Leidenschaftlich
Wie auch immer, die jugendlichen Schauspieler*innen, allesamt leidenschaftlich, teils schon mehr als ihr halbes Leben, bei der Sache überzeugen in den unterschiedlichsten Rollen. Die neu in diese Gruppe gekommene Catharina Chwojka überstrahlt als teilweise zum Brüllen komische „Messias“-Version –es geht natürlich nicht um die erste echte Bundeskanzlerin, die unaufgeregte, sachliche Brigitte Bierlein. Aber selbst der einzige die Stockwerke wechselnde Dorian Kuhn als gewöhnlicher, verschreckter Mieter oder als Hund Bello (van der) kann sein Talent ausspielen. Sehr überzeugend auch Tobias Lendl vor allem in der Rolle des „geistigen Beistands“, der Anleihe nahm bei der berühmten kurzen Stadthallen-Messias-Szene mit „Herr, wir danken dir für diesen gesandten Mann…“
Gekonnt wechseln auch die anderen – Emily Bleyer (Erzählerin/Bildungsministerin), Lea Frischherz (Erzählerin/Gefangene F.), Theresa Kogler (Erzählerin/Wirtschaftsministerin), Rosa Zant (Gesundheitsministerin/Jugendliche), Lena Marth (Jugendliche/Außenministerin), Melanie Weber (Jugendliche/Innenministerin) – immer wieder zwischen einer ministeriellen Rolle und jener von Jugendlichen oder anderen „Normal“bürger*innen. Von Beschwörungen und Anhimmlung der Kanzlerin bis zu kritischen Anmerkungen bis hin zum Widerstand – aber nicht der sogenannten C-Leugner*innen. Lydia Lyssova ist als Kulturministerin der einzige Widerpart in der Regierung – und wird ständig abge-kanzelt. Als Mieterin K. ist sie eine der ersten, die nach draußen drängt und sich nicht in den engen vier Wänden selbst isolieren möchte.
„In einem Land ohne“ nimmt aber nicht nur sehr humorvoll Regierungs-Darsteller*innen aufs Korn, sondern thematisiert die immer enger gezogenen Mauern im Kopf durch den Druck zur (Selbst-)Isolation. Ohne – Berührung, Ohne – Worte, Ohne – Mitmenschlichkeit, sondern bestenfalls Beklatschen Sysemrelevanter…
Der Humor hilft aber nicht nur gegen totale Resignation, er unterstützt auch Ansätze des „manchmal müsse man es einfach auch wagen…“
Wenn Berührungen, Worte und Mitmenschlichkeit verloren gehen
Geschrieben hat das Stück Raoul Eisele, der bisher bei der Gruppe SchauSpielWerk zwei Mal als Dramaturg – „Jugend ohne Gott“ und „Frühlings Erwachen“ tätig war, „eigentlich aber Lyrik schreibt“, wie er Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … anvertraut. „Aber Lyrik, finde ich, hat auch viel mit Drama gemeinsam, beide sind sehr verdichtete literarische Formen.“ Sein Ausgangspunkt waren die Themen Isolation und Vereinsamung. Trotz dieser ernsten Themen „sollte es humorvoll sein. Und irgendwie wirkten viele dieser Pressekonferenzen der Regierung ja unfreiwillig lustig. Dass sich manches, das schon vor fast einem Jahr geschrieben wurde dann auch in der Realität eingelöst hat …“
Das Setting des zweistöckigen Wohnhauses mit den isolierten „Zellen“ (Bühne: Alex Gahr) soll auch ein wenig an ebene Erd und erster Stock – Klassenunterschiede erinnern (Regie: Rita Dummer, Gründerin, Herz und Motor von Das SchauSpielWerk). Die teils schrägen Kostüme entstammender Kopf- und Handarbeit von Joseph Köberl.
In einem Land ohne
von Raoul Eisele
Eine Koproduktion von Das SchauSpielWerk/Rita Dummer mit WUK KinderKultur
Ca. 1 ½ Stunden, aber 14 Jahren
Regie: Rita Dummer
Darsteller*innen:
Bundeskanzlerin: Catharina Chwojka
Erzählerin/Bildungsministerin: Emily Bleyer
Erzählerin/F.: Lea Frischherz
Erzählerin/Wirtschaftsministerin: Theresa Kogler
Gesundheitsministerin/Jugendliche: Rosa Zant
Jugendlicher/Geistiger Beistand: Tobias Lendl
Jugendliche/Außenministerin: Lena Marth
Jugendliche/Innenministerin: Melanie Weber
L. / Bello: Dorian Kuhn
K. / Kulturministerin: Lydia Lyssova
Bühne: Alex Gahr
Kostüme: Joseph Köberl
Regieassistenz: Raoul Eisele
Wann & wo?
Bis 5. Juni 2021
WuK (Werkstätten- und Kulturhaus): 1090, Währinger Straße 59
wuk -> In einem Land ohne
KRITIK - DIE ROTE ZORA Kijuku
Herzhafte Version der „Roten Zora“ – gespielt von Jugendlichen
WuK-Kinder-Kultur (Wien) öffnet nach dem Lockdown mit einer Version des Klassikers, in dem eine junge Bande Ausgestoßener ums Überleben und gegen Ungerechtigkeit kämpft.
Eine „Bande“ von Kindern an der Schwelle zur Jugend, die einerseits ums eigenen (Über-)Leben und gleichzeitig gegen Ungerechtigkeiten kämpft ist seit 80 Jahren der Roman „Die rote Zora“. Neben zwei Verfilmungen (eine TV-Serie, ein Kinofilm) wurde und wird die Geschichte in dramatisierter Form – sehr oft jener des Wiener Theaters der Jugend (Thomas Birkmeir) – sowohl von Profis als auch von Jugendlichen gespielt. Aktuell ist sie auf der neuen Bühne im Hof des Werkstätten- und Kulturhauses (WuK) zu erleben – von knapp mehr als einem Dutzend junger total spielfreudiger, überzeugender jüngster Bühnenakteur*innen.
Junge Jugendliche der Gruppe „Das Schauspielwerk“ spielen sie (Vorgänger*innen hatten sie bereits 2016 in den Museums-Räumlichkeiten des WuK gespielt. Sie nutzen auch das Gelände hinter und rund um die Bühne. Ein Teil wirkt fast wie die Ruine auf dem Berg über dem kroatischen Fischerdorf, in dem der Roman-Autor, Kur Held, die Geschichte angesiedelt hat.
Netz fürAusgestoßene
Zora sammelt um sich Kinder/Jugendliche, die von Schicksalsschlägen gezeichnet sind: Misshandelt, vernachlässigt, Waisen, jedenfalls darauf angewiesen, dass sie sich selbst Lebensmittel „organisieren“, also stehlen, um nicht zu verhungern. In der Gruppe geht das leichter, sie wird zum Auffangnetz. Jüngster Zuwachs ist Branka, deren Mutter eben verstorben und die Großmutter sie nicht möchte. Der Vater, ein angeblich toller Geiger ist – irgendwo.
Der Bürgermeister korrupt – vor allem von der neuen Fischereigesellschaft bestochen, die alle Fischer*innen in ihre Abhängigkeit bringen will. Nur einer, Gorian, widersetzt sich dem Knebelvertrag, er will freier Fischer bleiben. … Natürlich kommt es zum Schulterschluss von Zoras Bande und Gorian (Sonderlob für dessen Darsteller Raphael Gajdusek, neben einem allgemeinen für die kurzweilige kraftvolle Ensembleleistung) – und ebenso klar mit Happy End.
Girlpower und Flüchtling
Gegenüber dem Original macht das Schauspielwerk aus zwei Burschen der Band, u.a. aus Branko eine Branka – damit Girlpower pur. Und wie schon 2016 wird Zora zum Flüchtlingsmädchen, diesmal aus Eritrea (damals Syrien). Ohne aufgesetzt zu wirken, wird damit neben der arm/reich-Ungerechtigkeit im Dorf noch die diese Dimension globaler Ungerechtigkeit samt Fremdenfeindlichkeit – schuld an allem ist die Rote Zora – eingeflochten.
Ebenso zwanglos offensichtlich und doch unterschwellig spielt die aktuelle Version die Klimakrise an: Sämtliche Fische, die aus dem Meer gefangen werden, sind Plastikflaschen, Die Wellen selbst – eine große Plastikfolie.
Zu einer Kritik der Version von vor fünf Jahren – damals noch im Kinder-KURIER – geht’s hier
Die rote Zora
von Kurt Held
Theaterfassung Thomas Birkmeier
Koproduktion Das Schauspielwerk / Teens & WuK KinderKultur
1 ¼ Stunden ab 10 Jahren
Regie: Rita Dummer
Bühne: Lena Krautgartner / Hannah Stach
Regieassistenz: Amina Hassan
Kostüme: Das SchauSpielWerk
Darsteller*innen:
Branca: Luisa Frischherz
BANDE
Rote Zora: Amara Efeisomon
Dura: Klara Pötzelberger
Nicola: Elisa Rechberger
Paula: Carla McDermott
GYMNASIAST*INNEN
Zlata/Erzählerin: Emma Fetz
Junge Karaman/ Marija/ Erzählerin: Anouk Salmi
Junge Iveković/ Stoyana: Amaya Yerovi Raymond
Junge Makulin/ Magda/ Erzählerin: Iris Rath
Stepja/Elena/Pastorin/Erzählerin: Mia Möbius
BÜRGERINNEN
Bürgermeister/Erzähler: Fabian Ziegler
Karaman, Chefin der Fischereigenossenschaft: Freia Wallentin
Kata/Begović: Hannah Jasek
Gorian, Fischer: Raphael Gajdusek
Radić, Fischereibesitzerin: Sarah Fröhlich
Bühne: Lena Krautgartner / Hannah Stach
Regieassistenz: Amina Hassan
Kostüme: Das SchauSpielWerk
Wann & wo?
Bis 26. Mai 2021
WuK (Werkstätten- und Kulturhaus): 1090, Währinger Straße 59
Telefon: 01 401210
wuk.at -> Die rote Zora
KRITIK MOMO Kinderkurier
Ver-raucht nicht unsere Zeit!
Kinder von "SchauspielWerk" spielen Michael Endes „Momo“ im Wiener WuK (Werkstätten- und Kulturhaus).
von Heinz Wagner KinderKurier
Hier ist nicht nur Momo ein Kind, in dem Fall sind es sogar zwei, die gemeinsam wie unterschiedliche Zwillinge, als Hauptfigur in dem Stück nach Michael Endes Roman in Erscheinung treten. In der Version von SchauspielWerk werden alle Rollen von Kindern gespielt – also auch die bösen Herren in Grau, die die Zeit ver-rauchen.
Vor mittlerweile 45 Jahren hat Ende seinen Roman mit der Kritik daran, dass Menschen immer weniger Zeit füreinander und vor allem für Kinder haben, veröffentlicht. Jede und jeder liest ihn und stimmt zu. Seit Jahrzehnten. Auch vielfache Theaterversionen und Verfilmungen haben daran nichts zum Besseren geändert. Ganz im Gegenteil. Nichts desto trotz kann nicht oft genug wiederholt werden, was auf einer der Tafeln der Kinder-Demonstration im Stück steht: „Zeit ist NICHT Geld“, wie häufig behauptet wird. Und mit dem Spruch „Stop smoking our time“ (Hört auf, unsere Zeit zu verrauchen) werden auch noch Assoziationen zum verpesten der Luft mit Rauchen wachgerufen ;)
Zumindest aber für 1 ¼ Stunden kannst du dich auf das Schauspiel rund um Momo, die Zeit-Raucher, Meister Hora – hier mit rosa Wuscheklkopf -, die Schildkröte Kassiopeia oder den Straßenkehrer Beppo einlassen.
Infos: Was? Wer? Wann? Wo?
Momo
Das SchauSpielWerk Kids / ab 8 J., ca. 1 ¼ Stunden
Regie: Rita Dummer /Bühne: Marie Schepansky /Kostüm: Johanna-Sophia Köberl /Regieassistenz: Nina Kaiser
https://kurier.at/kiku/ver-raucht-nicht-unsere-zeit/400017502 // https://www.wuk.at/programm/2018/momo-von-michael-ende/
KRITIK KRABAT Kinderkurier
Willst du auf die dunkle Seite der Macht?
Otfried Preußlers „Krabat“ vom SchauSpielWerk im Wiener WuK (Werkstätten- und Kulturhaus).
von Heinz Wagner Kinderkurier
Ausgebeutete, fast versklavte Müller-Lehrlinge auf der einen Seite, ein Meister (hier von drei Jugendlichen gespielt) auf der anderen Seite. Die Ortsnamen wie Schwarzkollm in der Oberlausitz beim „Schwarzen See“ verstärken nicht nur die düstere Szenerie – in der Version der jugendlichen Theatergruppe SchauSpielWerk auch meist im ziemlich Dunklen spielend. Sie deuten auch darauf hin, was bald ausgesprochen wird, dass die Meister nicht nur das Handwerk, sondern auch die „schwarze Kunst“, die Magie beherrschen. Wieso sie dann die Müller-Lehrlinge in ihren mehlweißen Gewändern so unterdrücken müssen? „Mein Krabat ist meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation und die aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken“, sagte der bekannte Kinder- und Jugendbuchautor Otfried Preußler über dieses Buch, das Anfang der 70 er Jahre des vorigen Jahrhunderts erschienen ist.
Daran hatte er zehn Jahre gearbeitet. Das Thema Macht, seine Verführungen und der Widerstand dagegen bettete er ein in eine Geschichte, die sich auf eine Sage der Volksgruppe der Sorben, einer slawischen Minderheit im Osten Deutschlands) aus dem 17. Jahrhundert stützt. Namen einiger der handelnden Personen, insbesondere auch der Hauptfigur, sowie der Orte hat der Autor übernommen. Auflehnung eines Lehrlings/Schülers gegen seinen Meister/Lehrer ist ein Handlungsstrang. Der Versuch des Meisters/Lehrers, den Aufrührer durch Privilegien auf die eigene Seite zu ziehen dabei ein weiterer – teile und herrsche (divide et impera auf Lateinisch). Und nicht zuletzt ist es die sozusagen bedingungslose Liebe – in Krabat durch Kantorka (sorbische Bezeichnung für Vorsängerin der Ostergesänge) – die den Widerständler und seine Kollegen befreit und die Macht des Meisters bricht.
Rund zwei Dutzende jugendliche Theaterfans der Gruppe SchauSpielWerk spielen Otfried Preußlers Geschichte in einer eineinhalb-stündigen Version derzeit im Wiener WuK (Werkstätten- und Kulturhaus). „Krabat“ ist der zweite Teil einer Trilogie diese Gruppe zu den Themen Macht und Glück. Michael Endes „Momo“ für die Jüngeren war schon dran – siehe hier.
Infos: Was? Wer? Wann? Wo?
Krabat
von Otfried Preußler
Das SchauSpielWerk Teens
ab 10 J., 90 Minuten
Regie: Rita Dummer //Bühne: Marie Schepansky//Regie/Kostüm-Assistenz: Luminita Damaschin//Licht: Ferdinand Herwei/Nina Kaiser
kinderkultur@wuk.at //www.das-schauspielwerk.at //Follow @kikuheinz
https://kurier.at/kiku/willst-du-auf-die-dunkle-seite-der-macht/400023619
https://www.wuk.at/programm/2018/krabat-von-otfried-preussler/
KRITIK - WEGGESPERRT - Kinderkurier
Angst erzeugt Verrat & Unterdrückung, doch Widerstand ist möglich
„Weggesperrt“ nach einem Jugendroman nun als Theaterstück – gespielt von Jugendlichen – im Wiener WuK. von Heinz Wagner Kinder Kurier
An den Wänden stehen auf Zeitungspapier gemalte Losungen rund um Freiheit. Im Hintergrund Rufe und Geräusche, die nach Demonstration klingen – von Rufen ebenfalls nach Freiheit oder später auch anderen wie „Die Mauer muss weg!“ – die deutet auf die Orte des Geschehens hin, die seinerzeitige DDR. Jugendliche verlangen mehr Freiheit, fordern Demokratie, kurz sie rebellieren. Andere meinen, das würde doch nix bringen, es gebe keine Chance auf Veränderungen. Wieder andere wollen gar nichts ändern, sondern nur brave Staatsbürger_innen sein.
Auf der Basis des Romans „Weggesperrt“ von Grit Poppe (Cecilie Dressler Verlag, Fortsetzungsbände „Abgehauen“, „Schuld“), die ihn nach vielen Interviews mit Zeitzeug_innen vor ca. zehn Jahren geschrieben hatte, verfasste Jaqueline Frittel eine Theaterversion. Die wiederum ist nun im Wiener WuK zu sehen – gespielt von Jugendlichen. Einige von ihnen schlüpften auch die Rollen der Erwachsenen, ob Eltern oder „Wärter“. Diese „Umerziehungslager“, im Volksmund doch aber auch Jugendknast genannt, existierten neben Jugendgefängnissen und dennoch wurden Jugendliche aus solchen Lagern stets als „Kriminelle“ diffamiert. Die ärgste unter den Anstalten war der geschlossene Jugendwerkhof Torgau – davor in der Nazizeit ein „Zuchthaus“ auch danach nicht viel anders geführt. Brechen des eigenen Willens, „es gibt kein Ich“, Ausspielen der Jugendlichen untereinander mit den Mitteln von teile und herrsche bzw. Kollektivstrafen usw. war die Maxime. Heute ist Torgau eine Gedenkstätte.
Szenen wie Mosaiksteine eines Gesamtbildes
Die Jugendlichen des SchauSpielWerks spielen die fast zwei Stunden in kurzen und kürzesten Szenen wie Mosaiksteine, die sich immer mehr zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Mal Diskussionen untereinander, mal singen oder malend – thematisiert wird die Rolle von Kunst – als Widerstand oder nicht -, im Elternhaus, Verrat an die Polizei oder Staatssicherheit und immer wieder in den Durchgangslagern und schließlich in der Endstation Torgau. Die demütigende, niederträchtige Behandlung, den Kampf Jugendlicher untereinander samt Verrat von gegenseitiger Hilfeleistung usw. Und doch schließlich das Anwachsen der Demokratie- und Freiheitsbewegung, das doch mehr Optimismus und Glaube an Veränderung und Veränderbarkeit zulässt.
Phasenweise echt beklemmend werden die Erniedrigungs- und Unterdrückungsszenen gespielt – von Jugendlichen, die allesamt solch arge Situationen noch kaum erleben mussten. Manche genossen sichtlich aber die Herausforderung, so richtig ungute Charaktere spielen zu müssen/dürfen.
Die Rote Zora: Verdichtete, flotte Version des sozialen Kinderbanden-Klassikers - gespielt von Jugendlichen im Wiener WuK.
von Heinz Wagner Kinderkurier
Eine – fast – klassische Kinderbandengeschichte, aber mit sozialen Hintergründen ist „Die rote Zora“. Die Geschichte, die auf einem Roman des Schweizer Autors Kurt Held aus Anfang der 40er Jahre aufbaut, wird derzeit von 13 Jugendlichen der Gruppe SchauSpielWerk im Wiener Werkstätten- und Kulturhaus gezeigt. Die Fassung basiert weitgehend auf der dramatisierten Version des Romans durch den Direktor des Theaters Der Jugend, Thomas Birkmeir. Spannend sind zwei „Umwandlungen“, durch SchauSpielWerk-Regisseurin Rita Dummer. Aus Branko, dem neu in die Band aufgenommenen Waisenkind wird Branka und der Fischer wird zur Fischerin – und Zora kommt aus Syrien.
Verdichtet
Überraschungen
Was? Wann? Wo?
SchauSpielWerk
Zweiter Teil der Trilogie Abenteuer Leben
Autor: Kurt Held
Fassung: Thomas Birkmeir
Koproduzent: WUK KinderKultur
ca. 75 Minunten; ab 10 Jahre
Cast: Flora Burger, Leon Carvalho, Shana Dolenc, Zoe Estermann, Lea Frischherz, Anita Hetzendorfer, Marie Jatzko, Theresa Kogler, Nyima Ngum, Mia Hoang Nu Nguyen, Carmen Öller, Ivana Simić, Hugo Weidinger
Kostüme: Modeschule Herbststraße /Das SchauSpielWerk
Regie: Rita Dummer
Bühne: Anna Sternberg/Alice Felch
Licht/Raum: Stephan Köberl
Assistenz: Stephanie Kohlross
Rechte: Verlag für Kindertheater Uwe Weitendorf, Hamburg
Bis 21. April
WuK (Werkstätten- und Kulturhaus)
1090, Währinger Straße 59
Telefon: (01) 401 21-0
www.wuk.at / https://kurier.at/leben/kiku/die-rote-zora-wo-solidaritaet-noch-zaehlt/194.119.177
Kritik für Der Gewissenlose Mörder - WUK 2015 KiKu von Heinz Wagner
Jugendliche spielen Henning Mankells "Der gewissenlose Mörder..." im Wiener WuK.
von Heinz Wagner
Neun Jugendliche spielen derzeit im Wiener WuK ein Stück des bekannten schwedischen Krimi-Autors Henning Mankell. Mit einem mörderischen Titel im wahrsten Sinn des Wortes: „Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson enthüllt die entsetzliche Wahrheit, wie die Frau über der Eisenbahnbrücke zu Tode gekommen ist“.
Hasse erinnert sich im Alter von 39 Jahren daran, wie es ihm damals als Jugendlicher in dem Kaff, in dem sich vielleicht bestenfalls Elch und Schnee-Eule gute Nacht sagen, gegangen ist. Allein mit Vater, der fast immer abwesend im Keller Äpfel schälte und der Mutter, die ihn nur maßregelte, traf er eines Tages auf den neu zugewanderten Sohn des Oberförsters. Der trägt nur einen Spitznamen „Schwalbe“ und gibt sich als cooler Hund. Mutproben sind angesagt...
Drei der Mitglieder des jungen Ensembles schlüpfen in die Rolle von Hasse, zwei in jene von „Schwalbe“. Nicht nur, um alle spielen zu lassen, sondern auch, weil die angesprochenen Themen eher für viele, wenn nicht die meisten Menschen, gelten. Immer wieder wechseln sie vom direkten Spiel zu einer – auch im Stück so geschriebenen – Perspektive des Raustretens aus dem Geschehen und Reflektierens. Sie beobachten sozusagen von außen, was sie gerade tun, denken...
Alle neun spielen sehr überzeugend. Flora Burger nimmt man sogar, insbesondere beim ersten Auftritt, die alte gebeugte Frau ab. Und Leon Carvalho schafft es, in seiner zweiten Rolle als Aurelia fast gar nicht erkannt zu werden.
Spannend auch, dass die einzige "Kulisse" mehrere völlig flexible Schnürlvorhänge sind, die einmal wie eine Wand zwischen heute und gestern stehen, ein anderes Mal eine Brücke oder einen Berg darstellen...
von Henning Mankell
Das SchauSpielWerk
Regie: Rita Dummer
Spiel: SchauSpiel JUGEND: Camillo Bauer (Hasse), Flora Burger (Pferdehändlerin), Leon Carvalho (Aurelia und Jan), Zoe Estermann, (Hasse), Bianca Kobald (Hasse), Franziska Kruschinski (Hasse), Carmen Öller (Mutter), Hugo Weidinger (Schwalbe), Magdalena Weinbub (Schwalbe)
Bühne: Alice Felch/ Anna Sternberg
Kostüme: Marie-Christine Wilfer
Licht/Raum: Stephan Köberl
Assistenz: Stephanie Kohlross
Maske: Agnes Wichrovska/Olivia Donner
*Der Originaltitel lautet: Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson enthüllt die entsetzliche Wahrheit, wie die Frau über der Eisenbahnbrücke zu Tode gekommen ist
Wann & wo?
Bis 13. Juni 2015
WuK (Werkstätten- und Kulturhaus)
1090, Währinger Straße 59
Telefon: (01) 401 210
Mehr Infos
https://kurier.at/leben/kiku/jugendtheater-mitmachen-oder-allein-sein/135.711.810Mitmachen oder allein sein?
Gar nicht langweilig
Foto: Gerhard Deutsch Der KURIER traf die jungen Bühnen-Akteurinnen und -akteure des Vereins SchauSpielWerk unmittelbar nach ihrer letzten Aufführung zum Gespräch – noch in Kostümen und der Kulisse des Stücks.
Der 14-jährige Camillo Bauer ist erst seit einigen Monaten dabei. Dazu gekommen ist er über seinen Bruder, der schon vorher in der Gruppe gespielt hat. „Ich hab zugeschaut, obwohl ich sonst nie ins Theater gegangen bin, weil ich dachte, es sei langweilig.“ Das war’s dann doch nicht und er wechselte von der Publikumstribüne auf die Bühne.
Zoe Estermann (13) hat schon mehr als ihr halbes Leben lang Bühnenerfahrung, „seit ich 6 bin. Da hab ich auch angefangen Klavier zu spielen, auswendig lernen ist mir auch leicht gefallen. Am Theater macht mir alles Spaß, vor allem die Proben, das Lernen in der Gemeinschaft.“
Foto: Gerhard Deutsch Flora Burger, die sogar so überzeugend spielt, dass du ihr bei ihrem ersten Auftritt die gebeugte, alte Frau abnimmst, hatte schon drei Brüder als Vor„kämpfer“ auf der Bühne erlebt. Sie selber kommt eher vom Tanzen „das mach ich schon lange und sehr viel. Als Besucherin bin ich oft schon ins Theater gegangen. Es ist ganz anders wie bei einem Film und es macht mir total Spaß. Erstens, weil ich da neue Leute kennen lerne, es lustig ist, mit den anderen die Texte zu lernen. Und weil es mir taugt, wenn ich von der Bühne aus die Zuschauer zum Lachen bringen kann.“
Sie hat in diesem Stück nicht so besonders viel Text, „ich war aber trotzdem zufrieden, weil ich ohnehin sehr viel für die Schule zu tun hatte und am Wochenende mag ich‘s schon, wenn ich meine Ruhe habe.“
Foto: Gerhard Deutsch Leon Carvalho, ebenfalls erst 12, überzeugt vor allem durch seine Doppelrolle als Jan und Aurelia – in der er nicht leicht zu erkennen ist. Auch er ist erst seit einigen Monaten in der jungen Theatergruppe. „Meine Schwester hat da angefangen und ich wollt’s auch einmal ausprobieren.“ Und es hat ihm sichtlich gefallen. Nur mit Mantel und Perücke in die Rolle der Aurelia zu schlüpfen „war eh o.k. Trotzdem hab ich den Jan lieber gespielt, weil ich da mehr zu tun hatte und auch mit der Posaune spielen durfte.“
In ganz gegenteilige Rollen schlüpfen
Magdalena Weinbub (14) spielt „seit zwei, drei Jahren regelmäßig. Vorher hab ich aber schon mit 6 Jahren als ich mit meinen Eltern auf Urlaub war, zum ersten Mal Theater gespielt.“ Auch in ihrer Schule besucht€ sie Theaterkurse. „Ich liebe es, mich in Rollen zu versetzen, die ganz anders sind wie ich selber bin, zum Beispiel in eine extreme Tussi oder so. In echt bin ich laut und asozial aber seltsamerweise nur zu Leuten, die ich liebe.“ Sogar in ihrer Freizeit steht sie mitunter drauf, sich ganz zu verstellen, gesteht sie dem Kinder-KURIER, „schon auch mal zickig zu sein“.
Foto: Gerhard Deutsch Die 13-jährige Bianca Kobald ist seit zwei Jahren beim SchauSpielWerk, „aber ich hab vorher schon immer wieder in der Schule bei Aufführungen gespielt. Es hat mir immer gefallen und ich hab dann bewusst eine theatergruppe gesucht, auch wenn ich sonst viel tanze – Ballett, Jazzdance, Zumba, Hip-Hop. Ich hab aus Spaß beim SchauSpielWerk reingeschnuppert und es hat mir sehr zugesagt. Ich liebe es, aus meinem Leben raus zu treten und in andere Rollen reinzuschlüpfen. Das geht bei mir mit dem ersten Satz auf der Bühne. Da bin ich dann voll drinnen. Und mit dem Applaus ist’s sofort aus! Da bin ich wieder ich.“ Die Bühne „war schon eine Zeitlang mein Traumberuf. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, weil es halt schon schwer ist, davon leben zu können.“
Franziska Kruschinski hat „mit 12 Jahren mit Impro-Theater begonnen. Das war lustig und hat allen Leuten gefallen. Ich erinner mich zum Beispiel, dass ich einmal eine sprechende Kerze spielen sollte, die eine Oper singt.“ Die 14-Jährige schaut sich auch gern Theaterstücke an. Das Spielen eines Stückes „find ich jetzt sogar besser als Improvisationstheater“.
Liebe Teamwork
Foto: Gerhard Deutsch Carmen Öller (14) spielt „seit Herbst 2014 so richtig, vorher hab ich schon auch in der Schule in einer Theatergruppe mitgemacht, in kleinen Sketches gespielt, aber das hat mir nicht mehr gereicht, ich wollte mehr, hab gesucht und dann diese Gruppe gefunden, wo es mir von Anfang an gefallen hat. Ich hätte es lustiger gefunden, einen der harten Typen zu spielen, aber auch meine Rolle als Mutter find ich ganz cool, weil ich viel Text hab und auch schreien darf, weil sie ihrem Kind was beibringen will. Das kann ich mir auch gut vorstellen, wie es ihr so geht.“
Vor allem aber „liebe ich es, in der Gruppe zu arbeiten, dieses Teamwork macht mir richtig Spaß. Es sind daraus auch echte Freundschaften entstanden.“
Foto: Gerhard Deutsch Hugo Weidinger (14) hat „mit 8 oder 9 Jahren angefangen in dieser Gruppe Theater zu spielen. Schon in der Volksschule war ich in einem Theaterkurs und das hat Spaß gemacht. Ich mochte einfach die Bühne. Während des Stücks steck ich ganz drinnen, davor aber geht‘s mir manchmal trotz aller Proben ein wenig schlecht. Danach aber ist’s eine Erleichterung, ein Gefühl, das richtiggehend süchtig macht.“ Jede Aufführung empfindet er „immer anders, es kann ja immer was sein, das Publikum reagiert ja auch nicht immer gleich. Aber wenn ich ein Stück dann schon sehr gut kenne, geh ich’s schon gelassener an.“
(*) Der Originaltitel lautet: Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson enthüllt die entsetzliche Wahrheit, wie die Frau über der Eisenbahnbrücke zu Tode gekommen ist
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1180 Wien - Probenraum
Myrthengasse 20/10
1070 Wien - Büro office@schau-spiel.at